Archiv der Kategorie: Berge

Zuschauer des eigenen Lebens

Liebe Leserin, lieber Leser,

beim Beantworten Ihrer Kommentare zu meinem Newsletter der vergangenen Woche musste ich an eine Recherche denken. Vor etwa einem Jahr stieg ich einen Gletscher hoch, auf den Spuren einer Skitourengruppe, die kurz zuvor in eine Katastrophe geschlittert war. Trotz einer Unwetterwarnung waren die zehn Bergsportler morgens in Richtung Gipfel aufgebrochen. Bald tobte der angekündigte Schneesturm, die Sicht ging gegen null, stundenlang irrten sie durch die Wildnis. Die Nacht verbrachten sie kauernd im schneidenden Wind. Unterkühlung, Koma, Tod. Von zehn Tourengängern überlebten nur drei.

Wie konnte es dazu kommen? Die Staatsanwaltschaft ermittelt, noch gibt es keine klaren Antworten. Aber es gibt Hinweise, dass weder Sturm noch fehlende Ausrüstung entscheidend waren. Sondern ein Mangel an Kommunikation über die gemeinsame Verantwortung aller. Am Abend zuvor waren in der Gruppe durchaus Sorgen und Zweifel aufgekommen, aber niemand wollte der Partypooper sein und die Stimmung drücken.

Wird schon gut gehen – diese weit verbreitete Haltung wird Verantwortungsdiffusion genannt. Oder auch: Zuschauereffekt. Er tritt immer wieder auf, wenn zum Beispiel bei einem Unfall keiner der Umstehenden hilft, weil alle denken: wieso ich? Lass doch die anderen machen.

Aber was hat ein Unfall in den Alpen mit Ihnen zu tun, liebe Leserinnen und Leser? Möglicherweise eine ganze Menge. Diesen Eindruck zumindest hatte ich, als ich jetzt einen ganzen Schwung an E-Mails beantwortete.

Ich hatte vergangene Woche darüber geschrieben, dass viele Antibiotika bald ihre heilsame Wirkung verlieren könnten, mit der Gefahr einer Pandemie: Spanische Grippe 2.0. Ich zitierte die Vereinten Nationen, die dazu aufrufen, Antibiotika sparsamer einzusetzen – sowohl bei menschlichen Bagatellkrankheiten als auch in der Tierhaltung -, um diese pharmazeutischen Klingen scharf zu halten für den Ernstfall.

Aber richtig spannend wird dieser Artikel erst durch Ihre Zuschriften. Martin A. aus Tirol, Sie schrieben mir: „Ich bin überzeugt, dass wir anstelle von Antibiotika auf Bakteriophagen setzen sollen.“ Bakteriophagen sind heilende Viren, welche gefährliche Bakterien „fressen“, daher ihr Name. Sie sind ein Hoffnungsschimmer, aber leider sind Phagentherapien meist noch experimentell, wir sollten uns nicht zu sehr auf sie verlassen.

Noch mehr zu denken gaben mir Antworten von Tierärzten, die meine Kritik zurückwiesen. Lieber Anton N., Sie fuhren mich an: „Könnte es sein, dass Sie nur das nachplappern, was die Humanmediziner vorbeten, um von ihrem eigenem Versagen abzulenken?“ Das eigentliche Problem sei nicht in Ställen zu suchen, sondern in Krankenhäusern, etwa bei schlampigen Ärzten und Patienten, die Antibiotikatherapien zu früh abbrechen und dann die Pillen im Klo herunterspülen, so Ihr Argument.

Einerseits haben Sie recht: Auch Patienten und Ärzte sind in der Pflicht. Andererseits ist das aber kein Grund, Tierärzte und Landwirte aus der Pflicht zu nehmen. Das wäre Verantwortungsdiffusion, sozusagen eine wütende Geschmacksvariante des Zuschauereffekts: mit dem Finger auf Schuldige zeigen, dann schnaubend abwarten, dass andere das Problem lösen.

So schlittern wir immer tiefer in die Krise – als Zuschauer unseres eigenen Lebens. Wie möglicherweise damals die Bergsteiger im Sturm.

Gerade beim Thema Tierhaltung ist die Kommunikation tiefgreifend gestört, das erklärt ein hervorragendes Gutachten aus dem Jahr 2015, veröffentlicht ausgerechnet vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das leider oft als Lobbyverein für Landwirte agiert. Der Antibiotikaeinsatz in Deutschland sei im EU-Vergleich relativ hoch, es bestehe „erhebliches Potenzial“ zur Reduzierung, heißt es im Papier. Die Konsumenten seien zwar verunsichert, doch das schlage sich selten in Kaufentscheidungen nieder. Das Gutachten warnt: „Es wäre problematisch, wenn sich die Nutztierhalter und die Fleischwirtschaft unverstanden fühlen und darauf dauerhaft mit Abschottung reagieren würden.“ Die Autoren konstatieren eine „Entfremdung der Bürger von der Landwirtschaft“ und raten zu einem „Prozess gegenseitigen Lernens“.

Wie also kommen wir aus dem Zuschauereffekt heraus? Wie lässt sich der Verantwortungsdiffusion gegensteuern bei Themen wie Antibiotikaresistenz, Impfmüdigkeit, PlastikmüllArtensterben? Können wir von der Bergkatastrophe lernen für ein besseres Leben im Alltag? Gute Frage, nächste Frage. Vielleicht fangen wir einfach genau hier an, liebe Leserinnen und Leser des Newsletters: mit Ihren Ideen und Kommentaren. Was brennt Ihnen auf den Nägeln, welche Themen sollen wir aufgreifen?

Ich freue mich auf den Austausch, am liebsten per Twitter unter dem Hashtag #elementarteilchen

Ihr Hilmar Schmundt

Twitter: @hilmarschmundt

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Wieder einmal sind die Leserzuschriften extrem anregend. Hier nur ein paar Beispiele.

Felicitas F. aus Brüssel schreibt, dass sich verantwortliches Handeln und das Gefühl, Zuschauer zu sein, nicht ausschließen müssen:

Bei planetaren Ausmassen kann man durchaus aktiv sein und sich trotzdem als Zuschauer fühlen/Zuschauer sein.

    Es ist ja so schön, wenn ich (wie bereits in der Biologen WG in den 90iger Jahren) wieder mit meiner Tupperware zum Markt gehe, um mir dort den Quark abfüllen zu lassen. Und wie herrlich dieses Gefühl, im « Abfüllladen » die Cashwewkerne aus dem grossen Behälter in meine mehrfachverwendete Papiertüte rieseln zu lassen. Ökowonderwoman. Wie schön, dass ich die Zeit für solche Spielereien habe und die entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten in Laufabstand.

    Aber was ist mit all den anderen? Die keine Zeit und kein Geld, keine Informationen, keine Infrastruktur haben, um sich umzustellen? Oder, wenn wir « the bigger picture » betrachten und mal über den deutschen Tellerrand schauen: was ist mit dem Grossteil der Menschheit, die in der Warteschlange stehen, um überhaupt mal an sowas wie Konsumleben teilhaben zu können? Wie sollen die in andere Startlöcher als « mein Haus, mein Auto, mein.. » kommen?

    Ich möchte keine Appelle an die « Vernunft des Verbrauchers » mehr lesen. Ich möchte wissen, wie wir das gesellschaftlich schaffen können. (…)

Wir haben wunderbare wissenschaftliche Instrumente, Universitäten, Forschungsinstitute, Think-Tanks: wir müssen nicht mehr nur raten oder « meinen“, was vielleicht besser wäre oder besser funktionieren würde, wir könnten es eigentlich recht gut über relative kurze Zeiträume hinweg testen, herausfinden – wie bringt man Regierungen dazu, ernsthaft, massiv Geld in solche Fragen zu stecken? Und wieso schaffen wir es noch nicht einmal, die erfolgreichen, gut dokumentierten Projekte von Nachbarländern zu übernehmen? (Schreiben Sie mal was über « maison médicale » in Belgien) Wieso nutzen wir unser bereits vorhandenes Wissen, unsere Möglichkeiten als Gesellschaft so wenig? Warum sind wir Geiseln von unkontrollierten Interessengruppen? Interessengruppen, die sich selbst völlig kopflos und unkontrolliert sich in den Abgrund wirtschaften?

 

Auch Olav B. aus Gifhorn ist an konkreten Schritten im persönlichen Umfeld interessiert:

„…vielen Dank für Ihr treffend beschriebenes Phänomen der „Verantwortungsdiffusion“ oder des „Zuschauereffekts“. Dieses Phänomen ist von extremer Bedeutung u wird dementsprechend viel zu wenig bei seinem Namen genannt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch dafür, dass Sie einen Einblick in die Leserzuschriften gewähren, die Sie jeden Tag beantworten und die Ihnen nahe gehen. Ihr Artikel hat mich umgekehrt so berührt, dass ich Ihnen gerne (m)einen Loesungsansatz im Umgang mit „Verantwortungsdiffusion“ nennen möchte: Dem Phänomen der Verantwortungsdiffusion kann man aus meiner Einschätzung auf der Ebene des Einzelindividuums u.a. mit einer Gegenbewegung entgegen treten: Z.B mit Ansätzen, die unter Begrifflichkeiten wie „Achtsamkeitspraxis“ usw genau o.g. Phänomen der Un-Achtsamkeit, Un-Betroffenheit entgegen wirken. Und… wenn eine Person damit in einem sozialen Umfeld anfängt, inspiriert das ander, mit zu ziehen. D.h. die o.g. Negativspirale von Verantwortungslosigkeit lässt sich (mühsam) umdrehen. Als Leitender Angestellter kann ich diese Phänomen jeden Tag selber an mir u in meinem Umfeld ausprobieren. (…)

Danke für Ihren Einsatz ( !!) und bitte weiter machen, sich nicht entmutigen lassen. Mit einem freundlichen Gruß ans ganze Team“

 

Dieser Fokus auf die persönliche Ansprache erscheint mir spontan einleuchtend. Warum? Unter anderem wegen einer Überraschung, die ich hier bei den Zuschriften erlebe: Bislang war kein einziger Troll-Kommentar mit dabei, was eigentlich untypisch ist für die oft (zumindest für Anfänger) als anonym wahrgenommenen Weiten des Internet. Diese (scheinbare) Anonymität mündet dann oft in das, was früher „Flame War“ genannt wurde und seit ein paar Jahren als „Shitstorm“ firmiert.

Jürgen S. schreibt:

„… ich glaube, dass viele Menschen mit dem Finger auf andere Zeigen, da sie insgeheim wissen (oder zumindest ahnen), dass a) wir alle – ohne Ausnahme – schuld sind am Zustand der Umwelt und b) wir ein Stadium erreicht haben, dass eine Wiederherstellung einer gesunden und lebenswerten Umwelt bereits unmöglich gemacht hat. Wir befinden uns alle längst in einem 3D-Katatastrophen-Film, nur leider nicht als Zuschauer sondern als Akteure.“

 

Ja, das ist das Paradox des Zuschauereffekts: Auch wer nichts tut, handelt. Indirekt. Aber mit großer Wirkung. Wie kommt man also aus dieser passiv-handelnden Verantwortungsdiffusion heraus? Steffen S. aus Mannheim schreibt:

Bei jedem Kauf und jeder Handlung überlegen welche Auswirkungen diese auf die Umwelt haben. Verpackung und Fahrten vermeiden“

 

Doch wie lässt sich individuelles Handeln anregen? Hier helfen womöglich Positivbeispiele, wie sie im sogenannten Konstruktiven Journalismus wohldosiert eingesetzt werden (ohne gleich eine rosa Brille aufzusetzen). Uwe H. weist auf diesen Rohstoff verantwortungsvollen Handelns hin:

„Bitte greifen Sie best practice Beispiele auf- wie es so schön neudeutsch heißt. Dinge die funktionieren gegen Klimawandel, Platikberge etc- aber nicht nur auf der individuellen Ebene-Decken Sie auf was die Politik tun müsste! und warum Sie es nicht tut! viel Spass uns allen bei der Rettung der Welt.“

 

Wie wichtig ist die Gruppengröße? Möglicherweise reden wir in der Mediengesellschaft zu sehr in riesige, anonyme Publika hinein? Diese Frage wirft Karl K. aus Jena auf:

„…nach meiner langjährigen Erfahrung in den unterschiedlichsten Situationen klappt es meist redlich mit dem Verantwortungsbewußtsein bei einer Gruppe von bis zu vier Personen. Ab fünfen wird wird es sehr schnell schwierig, und ab sieben Personen herrscht kann man es vergessen. Über diese Zahl hinaus fehlt dann nicht nur das von Ihnen angesprochene Verantwortungsbewußtsein und dazugehörige Kraft und Mut zur Aktion. Im Gegenteil, man kann hier regelmäßig von einer organisierten und oft sogar institutionalisierten Nichtverantwortung sprechen. Ein weiteres Thema ist die dann ebenfalls einsetzende Tendenz zur Bestrafung eines trotzdem aus gefühlter Verantwortung Handelnden unabhängig vom Erfolg seiner Aktion.“

@praemandatum aus Hannover geht auf Twitter noch einen Schritt weiter, was die Gruppengröße angeht:

„Lesenswerter Artikel. Zumal der Zuschauereffekt gefühlt bei jeder Gruppe größer zwei Individuen aufzutreten scheint. //PL“

 

Christiane S. bringt das Thema der Verantwortungsdiffusion eher dadaistisch auf den Punkt:

Ja, aber….

Ja, aber….

Ja, aber….

Ja, aber….

Ja, aber….

Ja, aber…

Ja, aber….

Nein.“

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Den Elementarteilchen-Newsletter der vergangenen Woche finden Sie hier.

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Neuschnee glitzerte, weit ging der Blick, es war eine perfekte Skitour. Aber kurz vor dem Gipfel spürte ich plötzlich ein Pochen im Kiefer: eine Entzündung. Zurück in Berlin, zog mir mein Arzt den faulen Zahn, verschrieb mir ein Antibiotikum, nach ein paar Tagen ging es mir wieder gut.

Was für ein Glück, dass ich im 21. Jahrhundert lebe – sonst würde ich vielleicht nicht mehr leben. Noch vor hundert Jahren hätte mich die harmlose Infektion niederstrecken können wie ein blutiger Axthieb. Früher blieb den behandelnden Quacksalbern oft nichts zu tun, als ihre Patienten ein bisschen zu amüsieren mit Gebet, Hexenverbrennung oder Aderlass, bis sie wieder von allein gesund wurden. Oder starben.

Bald könnte diese schlechte alte Zeit uns einholen, die Medizingeschichte wiederholt sich, wenn wir nicht handeln. Die Vereinten Nationen registrieren trocken: Jahr für Jahr sterben weltweit rund 700.000 Menschen durch „Superbugs“. Gegen derlei multiresistente Erreger sind selbst die stärksten Medikamentencocktails wirkungslos. Ärzte warnen vor einem „postantibiotischen Zeitalter“. Besonders gefährliche Orte sind ausgerechnet Krankenhäuser. Manch Wissenschaftler zieht schon Parallelen zur Spanischen Grippe, die vor hundert Jahren mehrere Millionen Menschen tötete, wahrscheinlich sogar mehr als alle Gemetzel des Ersten Weltkriegs.

American Unofficial Collection of World War I Photographs/ PhotoQuest/ Getty Images

Halt, bevor Sie genervt weiterwischen: Nein, auch ich reagiere allergisch auf Panikmache, Hypochondrie und Weltuntergangsrummel. Aber das Thema „Superbugs“ bereitete mir gestern fast eine schlaflose Nacht. Ich hatte nämlich den Fehler gemacht, im Buch „The Perfect Predator“ zu lesen. Darin berichtet eine Forscherin von einer Urlaubsreise mit ihrem Mann. Nach einem romantischen Dinner bricht dieser nachts zusammen und fällt ins Koma. Nichts hilft, denn ein „Superbug“ frisst ihn von innen auf, Acinobacter baumanii genannt, Spitzname „Iraqibacter“. Wie diese Gruselgeschichte ausgeht, verrät der Link in den Lektüreempfehlungen unten.

Sind wir Killererregern wie „Iraqibacter“ hilflos ausgeliefert? Nein. Seit Langem ist bekannt, was die Erreger zu unbesiegbaren Killern mutieren lässt: der leichtsinnige Einsatz von Antibiotika, unter anderem in der Tiermast und sogar auf Orangenplantagen. Gier frisst Hirn.

Was tun? Ein erster Schritt könnte sein, im Supermarkt nicht das billige Schrottfleisch zu kaufen. Oder bei einem grippalen Infekt keine Antibiotika zu schlucken, denn die sind bei Viren wirkungslos.

Ach so, und dann steht ja auch die Europawahl an. Durchforsten Sie doch die Parteiprogramme nach Begriffen wie „Antibiotika“. Und machen Sie am 26. Mai Ihr Kreuz an einer Stelle, die uns und unsere Kinder schützen kann vor einer Spanischen Grippe 2.0.

Die Wahlprogramme finden Sie zum Beispiel hier.

Herzlich

Ihr Hilmar Schmundt

Twitter: @hilmarschmundt

Feedback & Anregungen?


Abstract

Meine Leseempfehlungen dieser Woche

  • Im Urlaub wird ihr Ehemann plötzlich krank durch einen „Superbug“. Ein Wissenschaftskrimi, den die renommierte Epidemiologin Steffanie Strathdee selbst durchlebt hat.
  • „Superbugs“ könnten so teuer werden wie die Weltwirtschaftskrise 2008, warnt dieser Bericht der Vereinten Nationen.
  • Wie schütze ich mich vor einer Sommergrippe? Küssen ist ungefährlich, aber verzichten Sie lieber aufs Händeschütteln, verrät meine Kollegin Irene Berres.

 

 

 

 

‚That’s It, We’re Dead‘

Ten alpinists, including a guide with years of experience, set off to cross one of the Alps‘ most majestic mountaineering routes, the Haute Route. By the fourth day, a heavy snowstorm was brewing — but the group kept going, with deadly consequences.

 

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Notice:

Nous sommes toujours à la recherche des quatre survivants de France. Si vous connaissez quelqu’un qui pourrait vous aider à me contacter, veuillez transmettre cet article et mes coordonnées. Les sauveteurs de montagne d’Air Glaciers à la base de Sion et l’alpiniste Thomas Pfluegl du Club Alpin d’Autriche à Freistadt aiment aussi apprendre de cette tragédie. Les impressions et les expériences des survivants français pourraient être utiles pour obtenir de nouvelles idées pour améliorer la sécurité alpine. Bien entendu, chaque échange est traité de manière confidentielle. J’attends vos commentaires avec impatience sur www.schmundt.de ou www.spiegel.de ou via Twitter @hilmarschmundt

Note: We are still trying to contact the four French survivors of the tragedy. The alpine rescuers from Air Glaciers in Sion and the Alpine Club guide and organizer Thomas Pflügl from Freistadt, who was one of the first responders in the morning at Cabane des Vignettes, would also be interested in learning more details about what happened that night and how to improve your chances of survival. Maybe we all can glean some new insights from this terrible incident that could be helpful to improve safety in the mountains. So please pass on this article or contact me directly via www.schmundt.de, www.spiegel.de or Twitter: @hilmarschmundt

 

‚That’s It, We’re Dead‘

Ten alpinists, including a guide with years of experience, set off to cross one of the Alps‘ most majestic mountaineering routes, the Haute Route. By the fourth day, a heavy snowstorm was brewing — but the group kept going, with deadly consequences.

By Samiha Shafy and Hilmar Schmundt, Der Spiegel

At 5 a.m. on April 29, 2018, Lisa Hagen awakes in a mountain lodge 2,928 meters (9,606 feet) above sea level. She slept poorly and can’t stop thinking about the weather.

She creeps out of the bedroom, which she shared with the three other women and four men from her group, and walks to the lodge’s common area, where an iPad is kept. She looks out the window and sees the valley below still blanketed in darkness, though the first rays of light have begun to cast a milky glow on a nearby summit. To the south, dark, slender clouds brush across a nearby ridge. Lisa checks the weather report on the iPad. A cold front from the Atlantic has moved in and pushed out the warm Mediterranean air. Snow and storm gusts of over 100 kilometers per hour (62 miles per hour) are forecast. The zero-degree line has sunk from 3,000 meters — only slightly higher than where Lisa sits checking the weather — to below 2,000 meters.

Gradually, the rest of Lisa’s group begins to stir and enter the common room. They want to get an early start. It’s Day Four of their trek, and although they don’t realize it at the time, the worst is yet to come. The group’s guide and his wife were the first to wake up and both immediately checked the weather report. The guide stands there, contemplating and doesn’t say much. It’s his decision whether the group can keep going or not. Let’s have breakfast first and then decide, he says. There’s bread, butter, jam, tea and coffee on the table. He eats and has another look at the iPad. Let’s wait and see what the weather does, he says.

Lisa Hagen is 47, blonde, midheight and athletic. She was born in Munich, where the mountains are never more than a short drive away. Her parents were skiers, and her grandparents lived in a Bavarian ski resort town. Even as a small child, Lisa knew her way around a ski slope.

When Lisa was in her mid-30s, she met a man whose passion for the mountains rivaled her own. The two went ski touring together, climbing higher every time. They found a mountain guide they trusted, but then her partner died in a car accident. After that, Lisa explored the mountains on her own.

A Week on Skis and Crampons

Over the past few months, Lisa had intensified her training regimen. She wanted to fulfill her dream of traversing the Haute Route, or High Route, from Chamonix in France to Zermatt in Switzerland. A week on skis and crampons.

The first recorded summer traverse of the Haute Route was by a group of Britons around 150 years ago. The first winter crossing was in 1911. The route begins in Chamonix in the west, in the shadow of Mont Blanc, the Alps‘ highest peak, and ends in Zermatt in the east, where the Matterhorn reigns supreme. Four of the seven alpinists to first attempt an ascent of this towering, nearly symmetric Swiss peak in 1865 did not survive.

What Lisa Hagen and her group experienced in the days between April 25 and April 30 has been reconstructed through interviews with her and two others, as well as eyewitness reports and the results of investigations by the authorities. Lisa Hagen is not her real name. For a long time, she debated whether to come forward with her story. Once she did, a condition was that her identity be protected.

Lisa was nervous when she pulled into a parking lot outside Milan on April 25. She didn’t know any of the seven people with whom she would be tackling the Haute Route. One man and three women had arrived before her. Lisa’s eyes lingered on one of the women: She wore glitzy jewels on her fingers and thick makeup. She introduced herself: Francesca, from Parma, Italy, a 42-year-old homemaker and mother of three.

The others were from Bolzano in South Tyrol. Among them was a married couple, Gabriella and Marcello, 52 and 53 years old, and their friend Betti, 44. Marcello was a tax adviser, Gabriella worked in human resources and Betti was a school teacher. Betti had been so excited about the upcoming trek that she had baked a cake — which she carried with her in a cardboard box, along with her skis and backpack.

Then a man named Luciano joined the group. He was Swiss and, despite his 72 years, in excellent physical shape. He had many skiing and climbing expeditions on various continents under his belt. There was also Andrea, a 45-year-old male nurse from Como, Italy, who explained that he was taking the place of another Italian who had to cancel at the last minute.

(…) Then Lisa saw a face she recognized: the guide, Mario Castiglioni, 58, an Italian with deep lines in his face. It was the same guide who Lisa and her now deceased partner had for years trusted to navigate them safely through the mountains. Lisa also knew Mario’s wife, who stood next to him. Her name was Kalina Damyanova, 52, from Bulgaria. She often tagged along when her husband guided. She, too, was an experienced mountaineer.

Mario Castiglioni was an internationally certified mountain guide. His wife was not. He was a man of few words. She spoke five languages. Together, they ran the company MLG Mountain Guide in Chiasso, Switzerland. Their shop window contained photos of alpine tours, a Tibetan prayer flag and a mountain bike.

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The group piled into a small bus and a car and headed to Chamonix. They reached their hotel around 5 p.m. and gathered in an inner courtyard, where their guide went over the equipment they would need to cross the Haute Route: skis, poles, climbing skins, helmet, goggles, headlamp with extra batteries, gloves, thermos, travel-sized first-aid kit and sleeping bag. There were also beacons, shovels and probes in case anybody got caught in an avalanche. Not to mention climbing belts, ropes, crampons and ice picks for when things got steep. If anyone had forgotten something, the guide said, now would be the time to say so.

For Lisa, it was clear that Mario expected everything to go smoothly. For instance, he declined to go over certain items during his briefing, such as a balaclava to prevent a person’s head from cooling, a synthetic bivouac sack for sleeping outside on a frigid night or a small beacon that could send an emergency signal with GPS coordinates via satellite. Such items could prove useful if things went awry, but they also added extra weight and tended to be expensive.

Ten people is a lot for an ambitious trek. Such a large group is invariably slow, which is why Mario Castiglioni opted to travel light. In case of emergency, he always had his satellite phone.

Much like Lisa Hagen, Tommaso Piccioli, the heavyset Italian, had also spent years dreaming about the Haute Route. He grew up in Rimini, a coastal city in northern Italy, though the beaches never captured his passion as much as the Dolomites, a mountain range where his parents had a vacation home. He used to work at an architectural firm in Hamburg, Germany, and organized his life in such a way as to maximize his time in the mountains. With his wife, an Australian, he divided his time between Sydney, Milan and the family’s vacation home in South Tyrol. There, in the Italian Alpine Club, he became friends with Betti and the two of them decided to traverse the Haute Route together. He knew not to underestimate the route. It would be his first time with a guide.

Tommaso found it strange that the guide hadn’t mentioned GPS beacons during his briefing. But he didn’t dwell on the thought — after all, he had his own GPS device with which he could orient himself if need be.

A Storm Is Brewing

The first days were just like the catalogue had promised: Blue sky, white snow, descents into valleys and ascents to peaks as high as 2,459 meters. On Friday, Day Two, Tommaso read the weather report: The warm, dry wind that had afforded them clear and sunny skies so far would disappear by Sunday afternoon. The temperature would plummet, and a storm would settle in. But Sunday was a long way off.

On Saturday, Day Three, their journey took them 17 kilometers over a steep landscape to the next lodge. At one point, Tommaso lost his balance and fell nearly 5 meters until the rope caught him. He wasn’t injured.

For dinner they ate vegetable soup and noodles with ground beef. Tommaso ate a large bowl of soup and three helpings of noodles. He didn’t know it then, but his gorging would significantly increase his chances of surviving the next 36 hours. He went to bed around 9 p.m. and couldn’t sleep. He eventually took a sleeping pill.

As the group waited for their guide’s decision the next morning at breakfast, the lodge’s common area was steadily filling up. Most of the other 60 people in staying there would opt to wait out the storm. Tommaso Piccioli talked to a Frenchman who assured him the weather would quickly become perilous.

Mario Castiglioni thought otherwise. He convened his group and informed them they would be summiting the highest peak of the trip, the 3,790-meter Pigne d’Arolla. Once there, they would decide how to proceed.

According to their itinerary, the next lodge, the Cabane des Vignettes, is only six hours away. But something had gone wrong with their reservation and the lodge is fully booked. No problem, the guide says, if the weather takes a turn for the worst, they can always ski down into the valley from Pigne d’Arolla or try their luck at Cabane des Vignettes. In the worst case, they’ll have to sleep on the floor.

Simply because other guests preferred to err on the side of caution does not necessarily mean the guide’s decision to keep going was wrong. Alpinism knows few rigid rules. This ambiguity is what makes the sport so exhilarating — or terrifying, depending on the situation. Mountaineers must work with flexible risk analyses rather than certitudes.

That said, the group could have mitigated its risk fairly easily by using a GPS device to track its progress after leaving the lodge. That way, even if they could no longer see in front of them, they could trace their digital tracks back to safety. But they failed to do this. Instead, they followed their guide.

At 6:30 a.m., the group climbed a gradual, wide snowfield toward the summit.

A half-hour later, Pascal Gaspoz made himself an espresso in the valley below. Gaspoz is in his late 40s and a professional mountain rescuer. He works at the helicopter company Air-Glaciers. He checks his weather apps and prepares for the likelihood that he’ll soon have work to do.

The ascent to Pigne d’Arolla is less challenging than it is long. After 20 minutes, Lisa Hagen turns around and looks back at the lodge. It was the right decision to keep going, she thinks. The clouds are dispersing, and the sun is beginning to shine through. She takes a photo and climbs on.

The group makes its ascent without much conversation. Everyone is trying to conserve energy. They have no idea how long they’ll be climbing. Lisa isn’t exactly sure what Mario Castiglioni has planned as he leads them up the mountain. She could ask him directly, but it would require catching up to him. She stays in line. After all the times they’ve been in the mountains together, she trusts him.

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Tommaso Piccioli is ahead of Lisa. He’s glad he was able to sleep. He had a hearty breakfast and is feeling strong. He’s counting on the group skiing down to the valley or turning around to the lodge before the weather turns. The sky is already overcast again.

They’ve been climbing for three hours when the storm hits. It happens sooner and it’s more aggressive than expected. Snow swirls around them and everything they could see only moments ago — the lodge, the tracks they left behind, the mountains, the valley — is suddenly gone. It’s too late to descend on skis, the view is too poor. They pack away their skis and walk up to the guide. No one speaks. Mario Castiglioni casts a long, colorful rope through the snow behind him so that the others can follow his tracks. His wife takes up the rear, helping those with the least amount of energy. Gabriella is one of them. She lost a crampon somewhere along the way.

Around 10 a.m., the group runs into four other people. They are French alpinists, two women and two men, who have gotten lost. Lisa Hagen notices that one of the men has a compass and a map. How old-fashioned, she thinks — and useless in a storm like this. The Frenchman tries to communicate with their guide, screaming against the wind. She can’t hear what he says, but it appears as if the two of them are disagreeing. The guide then marches on and the French fall in line behind him.

Keep Calm, Don’t Panic

Lisa Hagen still isn’t sure where Mario is leading them. At some point, she sees Kalina, Mario’s wife, through the fog. She calls to her: Why didn’t we ski down to the valley sooner? Not now, Kalina answers, we can discuss everything tonight. Lisa thinks about sitting inside a warm lodge later that evening with a beer in hand. Mario knows what he’s doing, she thinks. He’s never let her down before.

After a while, she realizes the group is ascending the same area they descended earlier. I must keep calm, she tells herself. Don’t panic. She puts one foot in front of the other, jamming her poles into the snow with every step. She can no longer see the guide. Tommaso Piccioli, who has a GPS device with him, catches up to the guide and asks him: Where are you going? It’s OK, Mario calls back to him. They continue for a bit and then Tommaso shows the guide his GPS. At the corner of the display is the beginning of a trail.

They change direction and head to where they think the trail is. A lodge suddenly appears on Tommaso’s screen. „Guys, we’re going the right way!“ Tommaso tells the group. They keep going until they reach the edge of a cliff. They turn around and look for another way down to the lodge. Except there is no way down.

At some point the fog clears and Luciano, the 72-year-old man from Switzerland, sees a black rubber hose hanging over a ledge. Luciano knows that in the summertime, this hose carries water from a spring directly to the Cabane des Vignettes. He says: We just have to follow the hose. But the more they do so, the steeper the ledge becomes. At some point, the hose is so far above their heads they can no longer see it due to all the snow. They have to turn around. Lisa Hagen notices that Gabriella can hardly walk. The guide’s wife has taken her climbing belt and one of her skis. One of the Frenchmen is carrying the other one.

They could stop and dig a hole in the snow. It would offer them shelter for the night. But they keep going.

(….)

Read the full article herehttp://www.spiegel.de/international/europe/that-s-it-we-re-dead-disaster-strikes-along-the-alps-haute-route-a-1220184.html

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Additional material:

There are some detailed discussions going on in a couple of online forums like outdoorseiten.net / („Schwarzer Sonntag am Pigne“). TillmanG from Sondershausen in Thuringia, Germany, is calling for a professional look into the events, from a mountaineering perspective:

„Es ist schon schade, dass es keine unabhängige bergsteigerische Aufarbeitung dieser Katastrophe gibt, von Menschen die über alle Informationen verfügen. Aber wer soll das leisten? Die Bergführerverbände jedenfalls haben sich dafür frühzeitig disqualifiziert. Der schweizerische ohne direkten Anlass, da er keine eigenen Mitglieder schützen musste.“

Dem Wunsch nach einer bergsteigerischen, unabhängigen Aufarbeitung kann ich mich nur anschließen. Wäre super, wenn sich die Franzosen, gerne anonym und vertraulich, bei Rettern oder Sicherheitsbeauftragten melden würden. Wir könnten so viel lernen von den Ereignissen!

Here’s an interview I did with the Swiss mountain guide Marco Mehli about the incident: „Die Gäste haben bezahlt und wollen im Zweifelsfall auf den Gipfel“.

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Here’s an interview with the mountain guide Hans Peter Eisendle from South Tyrol about the incident and safety in the mountains in general: „Diener und Herr zugleich“.

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An article in NZZ about the incident: „21 Stunden in der Hölle: So verlief das Walliser Bergdrama“.

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