Salgado, Erwitt, war da was? Instagram hat ganz eigene Shooting-Stars. Daniel Arnold gehört dazu. Sein Geheimnis? Vor allem Furchtlosigkeit und Besessenheit. Und eine analoge Kamera. Hier das Protokoll eines Spaziergangs mit ihm über die Fifth Avenue in Manhattan.
Fotobrille Google Glass: Star-Fotografen testen die Zukunft
Was bedeuten winzige Kameras an Brillen oder Kleidung für die Kunst der Straßenfotografie? Die beiden Meister Elliott Erwitt und Bruce Gilden, beide Leica-Fans, haben in New York den Test gemacht. Wir haben sie dabei begleitet für diese Multimedia-Story.
Geklickt, gemalt, gemailt: Der Maler David Hockney bestreitet eine riesige Ausstellung in der Londoner Royal Academy of Arts. Viele der neuen, bis zu fünf Meter hohen Bilder sind am iPad gemalt, andere sogar mit HD-Digitalkameras gefilmt.
Hockneys jüngste Digitalarbeiten werfen ein neues Licht auf sein Gesamtwerk: Die Fotocollagen der Achtziger, zusammengesetzt aus teils über hundert Polaroids, wirken nun wie Vorstudien zur Computerkunst; die Zeichnungen, die er damals Freunden faxte, erscheinen nicht mehr wie alberne Scherze, sondern wie Vorläufer der gemailten Malerei. Schon Anfang der siebziger Jahre montierte er bekannte Gemälde zusammen durch das Abpausen von Fotos.
Für Galeristen allerdings sind seine elektronischen Bilder ein Alptraum: per E-Mail verschickt, gepostet auf Facebook, mit „Gefällt mir“-Buttons versehen – wie soll man so etwas angemessen ausstellen, geschweige denn verkaufen?
Hase, Pferd und Grenzsoldaten: Über Jahrzehnte fotografierte Manfred Hamm die Berliner Mauer. Und schoss Bilder, die absurd wirken und traurig. Eine Ausstellung in Berlin zeigt seine besten Fotos.
Disney Noir: Schloss Neuschwanstein als Exportschlager der Hightech-Nostalgie
Schwarze Magie: Die Kamerahersteller überbieten einander mit immer lichtempfindlicheren Sensoren. Die neue Hellsichtigkeit dürfte auch die professionelle Reportage-Fotografie revolutionieren.
Schon einmal gab es einen solchen Quantensprung. In der Frühzeit der Fotografie mussten Porträtfotografen ihre Modelle noch mit einer Kopfstütze minutenlang zur Bewegungslosigkeit zwingen, selbst bei gleißendem Tageslicht. Entsprechend steif wirkten die Menschen auf den Fotos. Dann kamen kleine, lichtstarke Kameras auf, mit Namen wie Ermanox oder Leica.
Paris 1931: Eine Gruppe Politiker bei einem abendlichen Empfang. Sie lachen, der französische Außenminister Aristide Briand zeigt auf den Fotografen, der ihn überraschend knipst. Dieser Schnappschuss von Erich Salomon gilt als Ikone einer ungestellten, spontanen Reportage-Fotografie.
Ähnliches bahne sich derzeit wieder an, prophezeit Ellis Vener, ein Profi-Fotograf aus Atlanta, nach dem Test einer der neuartigen Kameras: „Statt ein Motiv totzublitzen, wird das vorhandene Restlicht zu einem Teil der Bildsprache.“
Ein Braunbär streicht um eine Hütte in Finnland. Tiefste Nacht. Der Fotograf kann erst scharfstellen, als die feuchte Schnauze im Mondlicht glänzt. Dieses gespenstische Bild gelang dem französischen Wildlife-Fotografen Vincent Munier: „Viele meiner Hauptfiguren sind nur nach Sonnenuntergang aktiv; aber nun kann ich ohne Blitz Fotos machen von Motiven, die ich mit den Augen fast nicht mehr erkenne.“
Drei Pioniergeschichten aus der Frühzeit der digitalen Fotografie
„Grellweiß entladen sich zwei Blitzlampen, so groß wie Badewannen, mit fünftausend Watt pro Sekunde und scheppern blechern nach. Koffergroße Aggregate brummen, dann noch ein Blitz und noch einer. Drei-Schuß-Kamera heißt die Maschinerie. Sie montiert Farbbilder aus drei übereinandergelegten Schwarzweißaufnahmen; nach jeder Belichtung surrt eine Farbscheibe vor der Linse ein Stückchen weiter, erst rot, dann grün, dann blau. Fünfzehn Sekunden dauert der Belichtungsprozeß. So viel Zeit hat man nur bei unbewegten Motiven. Diese Kamera gehört zum Modernsten, was die digitale Photographie zu bieten hat. Sie kostet 40 000 Mark, und ihre Auflösung ist ungefähr so fein wie die eines Kleinbildfilms. Anstelle des Films hat sie einen drei mal drei Zentimeter kleinen lichtempfindlichen Mikrochip eingebaut. Seine vier Millionen Sensorzellen können jedoch keine Farben, nur Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Deshalb muß man jede Grundfarbe extra belichten.“
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Slotube: Wenn die Bilder das Schleichen lernen (weitere Beiträge gesucht).
Die zertrümmerte Sekunde: Es begann mit dem Galopp eines Pferdes, eingefroren wie im Flug. Seither jagen Forscher den kleinsten Sekundenbruchteilen hinterher. Das Wettrennen beflügelte die Entwicklung von Kino, Flugzeugen, Kunst und Kernwaffen. Und es geht ungebremst weiter ins Reich der Atome.
Entnervt machte sich ein ehemaliger Bewunderer von Muybridge daran, selbst eine bessere Schnellschusskamera zu entwickeln. Etienne-Jules Marey, ein Arzt und Mitglied der Académie des Sciences, baute in Paris ein „fotografisches Gewehr“, bei dem sich eine lichtempfindliche Glasplatte hinter dem Objektiv weiterdrehte, bis zwölf Bilder belichtet waren nach einer Sekunde. So blieb die Perspektive exakt gleich, das Gerät war klein, mobil und schnell wie ein Repetiergewehr.
Marey diente seine Schnellfeuerkamera dem Militär an. Das französische Kolonialreich expandierte in Asien und Afrika, die Truppen brauchten besseres Schuhwerk für Gewaltmärsche, Marey lieferte die Bilder dazu und filmte Soldaten beim Marschieren, um ihre Bewegungen zu analysieren: Teile die Sekunde und beherrsche die Welt!
Schwärzeste Kunst: Bislang galt der Handabzug aus der Dunkelkammer als Goldstandard für Fotosammler. Nun tritt eine neue Drucktechnik mit bisher nie dagewesener Qualität an, den Kunstmarkt umzukrempeln.
„Die Wahrheit der Fotografie liegt im Schatten, nicht im Licht“, sagt Kirchner am Bedienpult. Er inspiziert einen Druck mit dem Densitometer, misst die Tiefe des Schwarz: 2,8. „Der Kontrastumfang des menschlichen Auges liegt bei 3,0“, sagt er. „Das will ich erreichen.“
Kirchner peilt mit dem linken Auge über seine Brille, auf dem rechten ist er seit einer Infektion vor zehn Jahren blind. Dieses Handicap bremste ihn nicht, sondern spornte ihn an. Um weiterhin die Lust der räumlichen Tiefe zu erleben, setzt er auf ein noch schwärzeres Schwarz. Die Schattenpartien auf seinen Drucken wirken teils so plastisch, als könnte man mit dem Finger in sie hineinstupsen. Als Einäugiger will Kirchner der Welt helfen, besser zu sehen.“
China Mobile – Fotos aus Hong Kong, Schanghai, Peking, Frühjahr 2008
Digitalisierung: Drei Pioniergeschichten aus der Frühzeit der digitalen Photographie (DIE ZEIT, 1997)
Ein brummendes, schepperndes Ungetüm
Es war einmal in Frankfurt am Main, kurz nach der Erfindung eines neuen Mediums. Ralph Engelbrecht justiert geduldig seine Kamera, ein hutschachtelgroßes Monstrum mit einem Ziehharmonikabalgen, starr verschraubt mit einem massiven Stahlstativ, ausgerichtet auf das inszenierte Tableau eines hellen Zimmers voller Bücher, Blumen, Bürgerlichkeit am anderen Ende der schummrigen Halle.
Dann löst er aus. Grellweiß entladen sich zwei Blitzlampen, so groß wie Badewannen, mit fünftausend Watt pro Sekunde und scheppern blechern nach. Koffergroße Aggregate brummen, dann noch ein Blitz und noch einer. Drei-Schuß-Kamera heißt die Maschinerie. Sie montiert Farbbilder aus drei übereinandergelegten Schwarzweißaufnahmen; nach jeder Belichtung surrt eine Farbscheibe vor der Linse ein Stückchen weiter, erst rot, dann grün, dann blau. Fünfzehn Sekunden dauert der Belichtungsprozeß. So viel Zeit hat man nur bei unbewegten Motiven.
Diese Kamera gehört zum Modernsten, was die digitale Photographie zu bieten hat. Sie kostet 40 000 Mark, und ihre Auflösung ist ungefähr so fein wie die eines Kleinbildfilms. Anstelle des Films hat sie einen drei mal drei Zentimeter kleinen lichtempfindlichen Mikrochip eingebaut. Seine vier Millionen Sensorzellen können jedoch keine Farben, nur Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. Deshalb muß man jede Grundfarbe extra belichten.
Der Photograph steuert seine Kamera vom Computer aus. Der große Siebzehnzollbildschirm ersetzt den Sucher, hier läßt sich die Linsenöffnung genau justieren, und ein Mausklick betätigt den Auslöser. Nur das Scharfstellen geschieht noch manuell.
Hinterher macht Ralph Engelbrecht einen Weißabgleich an seiner Computerkonsole, die ihm Bildsucher, Lichtmesser, Entwicklungslabor und Dunkelkammer in einem ist. Ein paar Klicks beseitigen den Grünstich. Neben dem Monitor das große Anforderungsblatt der Layoutabteilung. Hier ist die Aufnahme schon penibel vorgezeichnet, wie Millionen von Menschen sie im September zu Gesicht bekommen: im neuen Neckermann-Katalog.
Vor zwei Jahren führte Deutschlands drittgrößtes Versandhaus die digitale Photographie ein. Jedes vierte der 22 000 Katalogbilder entsteht hier bereits ohne Film, nächstes Jahr soll sich die Digitalquote verdoppeln. Stolz verweist der Umweltbeauftragte auf die Ersparnis an Chemie und Photopapier. So etwas fällt jedoch bei dreizehn Millionen Katalogen im Jahr mit einem Gewicht von 24 000 Tonnen kaum ins Gewicht. Die ökonomischen Beweggründe schon eher: Digitales Photographieren ist schnell und flexibel. Man kommt ohne Labor aus, kann jedes Warenmotiv im Nu vom Hintergrund lösen und anderswo einsetzen, und man kann alles platzsparend speichern und in künftigen Katalogen erneut verwenden.