Vernunftehe im Kosmos: Erstmals soll diese Woche eine russische Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou abheben. Die äquatornahe Abschussrampe ermöglicht es, größere Satelliten ins All zu schießen. Doch technische Probleme und kulturelle Unterschiede belasten die Partnerschaft.
Parabelflug (2000)
Die Schönen der Nacht: Seit über hundert Jahren rätseln Forscher über die Entstehung von Leuchtwolken. Nun soll ein Spezialsatellit erkunden, ob sie Boten des Klimawandels sind.
Wenn die Nacht hereinbricht, erwachen auf dem Cerro Paranal die Roboteraugen zum Leben. Vier riesige Kuppeln heben sich gegen den Abendhimmel ab, fremdartig wie die Steinskulpturen der Osterinsel. Fast lautlos setzen sich die stählernen Monster in Bewegung, ein Gewirr aus Kabeln und Trägern, Leitern, Treppen – jedes von ihnen ein über 400 Tonnen schweres Maschinenballett.
Jeder der vier VLT-Hauptspiegel hat einen Durchmesser von über acht Metern. Sie sind die empfindlichsten Spähorgane, die je von Menschenhand gebaut wurden; sie wären in der Lage, von der Erde aus auf dem Mond das Licht eines Autoscheinwerfers zu entdecken. Eines ihrer wichtigsten Ziele ist die Suche nach einer zweiten Erde, nach fremdem Leben im All.
Himmelfahrt in der Steppe: Vor Ort im russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan.
„Baikonur ist gewissermassen das Gegenstück zum Kennedy Space Center in Florida, Teil einer janusköpfigen Verdoppelung der Infrastruktur im Kalten Krieg, mit jeweils zwei Geschmacksvarianten der Moderne: Das Teilchenforschungszentrum Cern bei Genf fand sein Pendant im Teilchenforschungszentrum in Dubna bei Moskau; das Kaufhaus des Westens in Berlin fand seinen Zwilling im Gum in Moskau; und der Astronaut des Westens fand sein Spiegelbild im Kosmonauten des Ostens.“